Gedanken über eine Idee
am 29.07.2015
Es war einmal ein Buch, das unbedingt geschrieben werden wollte.
Also machte es sich auf die Suche nach jemandem, der ihm geeignet dafür schien. Es suchte und suchte und endlich fand es einen Menschen, dem es sich anvertrauen wollte. Der vielbeschäftigte Mensch freute sich über den unerwarteten Besuch der Buchidee, skizzierte sie mit ein paar groben Strichen und versprach, sich alsbald ausführlicher mit ihr zu befassen.
Und so wartete die Idee. Tage, Wochen, Monate und Jahre. Je länger sie wartete, umso staubiger und blasser wurde sie, aber mit der Unverrückbarkeit ihres Wesens hielt sie an der versprochenen schriftlichen Zukunft fest.
Sie wartete – bis sie über dem Warten verging.
Die Ewigkeit nahm sie auf, wies ihr einen Platz zu in der endlosen Weite, die angefüllt war mit unvollendeten Ideen. Dort saß sie und wartete weiter. Auf etwas vertrauend, das nie mehr geschehen konnte. In Erinnerungen schwelgend, in denen sich die Idee als Buch fand. Bedeutungsvoll sah sie sich zwischen verzierten Buchdeckeln in einem mit Büchern gefüllten Regal.
Das wäre ihr Leben gewesen. Ihr Traum.
Und nun – nichts als eine bloße Erinnerung, die sich nie ereignet hatte. Eine Idee, die nie wirklich entstand.