Gedanken über Spaß und Verantwortung
am 08.08.2024
Er rennt los, hechelt mit heraushängender Zunge. Die felligen Beine wirbeln übermütig durcheinander, die hellblauen Augen leuchten starr vor Glück. Eine blaue Leine schleift achtlos hinter ihm durch das hohe Gras und durch das köcheltiefe Wasser, das der gesättigte Boden längst nicht mehr aufnehmen kann.
Er rennt über die Wiese, ungehalten und regellos.
Der Wind braust aufgebracht durch die panisch ausgebreiteten Flügel der zahllosen Störche, die sich auf der feuchten Wiese versammelt hatten. Aus vielen Dutzend weiß-schwarzen Statuen, die dort ohne Regung eindrucksvoll verharrten, während sie sich innerlich auf ihren langen, herausfordernden Flug vorbereiteten, werden aufgescheuchte Vögel. Der Himmel füllt sich mit flatternden Flügeln und verständnislosen Geschöpfen, die durcheinanderfliegen und sich eilig nach einem neuen Standort umsehen. Sie zehren von der Kraft, die sie doch nötig brauchen. Sie flüchten vor einem vermeintlichen Angriff.
Die Wiese ist bar der befrackten Statuen. Nur ein Hund rennt glücklich hechelnd durch das hohe Gras. Einer hatte Spaß. Dutzende andere hatten ihn nicht.
Die Entscheidung darüber, wer hier Spaß haben darf, traf ein Mensch. Ein Mensch, der seinen Hund auch glücklich hätte machen können, ohne unschuldige Tiere in sinnlose Angst zu versetzen. Und ohne seinem Hund noch Appetit auf Jagd zu machen. Verantwortungslos. Unnötig. Menschlich?