Gedanken

Ein Hoch auf den Leisefuchs

am 05.04.2023

Er war kurz da, schon ist er weg. Versteckt, verschwunden.

Zurück lässt er eine Stille, die stiller ist als sonst. Eine Stille, in der all die Geräusche, Worte und Töne nachschwingen, die nun lautlos bleiben. Eine Stille, die so plötzlich da ist, dass sie noch niemand so recht glauben kann. Eine Stille, die so still ist, weil ihr alle gespannt zuhören. Sie ist da, als hätte sie einer dort hingezaubert. Aus dem Nichts und aus dem Nirgends. Einfach mit einer Handbewegung. Einer Handbewegung, die zaubert.

Ob er wieder dorthin zurück ist, wo er herkommt? In den Ort der kleinen Leute, an dem gelacht wird und getanzt und gesungen? In den Ort, an dem aber auch aufgeräumt werden muss und gegessen und geschlafen? Immer dann, wenn aus dem Lärm und dem Toben ganz plötzlich Ruhe werden soll, holt man ihn her. Lässt ihn erscheinen, die Welt beruhigen und wieder verschwinden.

Klein ist er, unauffällig und oftmals versteckt. Aber immer in der Nähe, wenn er gebraucht wird. Die kleinen Leute haben das verstanden. Sie kennen den Freund, den Fuchs. Aber die großen Leute kennen ihn nicht genug.

 

Dabei ist er so wertvoll und kann so viel bewirken. Er könnte die großen Leute in die Arbeit begleiten, sich unter sie mischen und sie unauffällig beobachten. Abwartend würde er sich versteckt halten und dann, wenn er gebraucht wird, auftauchen und die Stille mitbringen. Diese Stille würde Menschen daran hindern, in Worten Grenzen zu überschreiten. Sie hätten die Möglichkeit innezuhalten und das, was ihnen bereits auf der Zunge läge, zu überdenken. Und dann womöglich nichts zu sagen, um die Grenzen zu wahren, die verletzen.

So könnte ein kleiner Leisefuchs dafür sorgen, dass im richtigen Augenblick etwas ungesagt bliebe. Und sich gegenseitiger Respekt, kollegiales Miteinander, Anstand und Taktgefühl nicht urplötzlich in Luft auflösten. Wie weggezaubert.

Und ich sehe den kleinen, bemühten Leisefuchs, wie er traurig sein Gesicht hinter einer samtigen Pfote versteckt und sich kopfschüttelnd fragt, warum große Menschen nicht schon an dem Ort für kleine Menschen gelernt haben, dass es manchmal besser ist zu schweigen. Dass Stille manchmal die besseren Worte ergibt.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.